Die Rüsselsheimer Sternfreunde werden ihr 40-jähriges Vereinsjubiläum am Mittwoch , dem 4.März 2015 , vor zahlreichen geladenen Gästen in der Aula bzw. der Sternwarte des Max-Planck-Gymnasium in Rüsselsheim feiern - an dem Ort, an dem vor gut 45 Jahren alles anfing. Als Festredner konnte man einen leibhaftigen Astronauten von der ESA gewinnen : Dr. Gerhard Thiele war von 1998 bis 2005 Mitglied des ESA-Astro-nautenkorps und nahm als Missions-spezialist vom 11.bis zum 22.Februar 2000 an der Shuttle-Radar-Topographie-Mission SRTM teil, die mit der Raumfähre Endeavour erfolgte . Er war damit der zehnte Deutsche im All.
Hier ein Abstrakt zum Festvortrag vorab:
Raumfahrt - Eine Kulturaufgabe?
Gerhard Thiele
Vor gut 50 Jahren, am 12. April 1961, flog Juri Gagarin, ein Bürger der Sowjetunion, wie es offiziell hieß, als erster Mensch in den Weltraum und landete nach einer Erdumrundung glücklich in der Steppe von Kasachstan. Heute, etwa ein halbes Jahrhundert später, leben sechs Menschen an Bord der Internationalen Raumstation und arbeiten und forschen in der Schwerelosigkeit. Der Vortrag zeigt anhand eines konkreten Beispiels auf, der Shuttle Radar Topographie Mission (SRTM), welche Fortschritte in der Raumfahrt in den vergangenen fünf Jahrzehnten erreicht worden sind. Doch wer die Bedeutung der Raumfahrt an wissenschaft-lichen Erfolgen und technischem Nutzen alleine bemessen will, verliert einen wesentlichen Aspekt aus dem Gesichtsfeld: Was treibt den Menschen eigentlich an in den Weltraum vorzustoßen und so eine Grenze zu überschreiten, die in vielen Köpfen auch heute noch als unüberwindlich gilt? Dies führt unmittelbar zu der Frage, wer der Mensch eigentlich ist. Die Suche nach Erkenntnis und das Verlangen, im Ausloten, Erkennen und Überschreiten von Grenzen Horizonte zu erweitern, ist ein Fundament unserer Kultur, das sich in den unter-schiedlichsten Lebenswelten der Menschen widerspiegelt, in Religion und Philosophie, Dichtung und Musik, Kunst und Wissenschaften.
Der Vortrag zeigt, dass wissenschaftlich-technischer Nutzen und kulturelle Verpflichtung keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen und so ein ausgewogenes Urteil zur Raumfahrt erst durch die gemeinsame Betrachtung utilitärer wie trans-utilitärer Gesichtspunkte möglich ist.